Die Akademie Ochsenhausen wird erweitert
Ab Mitte 2026 wird das ehemalige Gästehaus des Klosters der Akademiearbeit zur Verfügung gestellt
Die ehemalige Klosteranlage Ochsenhausen, heute Sitz der Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg, wurde im 15. Jahrhundert architektonisch geprägt. Gegenüber der Prälatur, welche 1583 von Abt Andreas Sonntag aufgestockt und mit Renaissance-Ausbauelementen versehen wurde, ließ derselbe Abt „Wohnungen für vornehmere Gäste aufführen“. In einer Darstellung von 1630 sind sowohl das heutige Kanzleigebäude, in dem sich das heutige Klostermuseum befindet, als auch ein Gästehaus zu sehen. Während des Dreißigjährigen Krieges lag das Kloster jedoch verwaist und wurde 1646 verwüstet, das alte Gästehaus wurde niedergebrannt. Die Errichtung eines neuen Gästehauses, des späteren „Fürstenbaus“, stand am Beginn einer Welle von Baumaßnahmen, mit denen das Kloster in den folgenden 100 Jahren weiter ausgebaut wurde. In einem ersten Bauabschnitt wurde der Gästebau 1667 erstellt und war zunächst nur zweigeschossig. 1712 beauftragte Abt Hieronymus Lindau den Vorarlberger Baumeister Franz Beer mit der Aufstockung des Gästegebäudes, welches 1714 mit Stuckdecken ausgestattet wurde. In Folge des Reichsdeputationshauptschlusses fiel das ehemalige Kloster Ochsenhausen an Franz Georg Graf von Metternich-Winneburg-Beilstein und wurde zu einer säkularen Residenz. Metternich zog in den Gästebau ein und benannte diesen in Schloss Winneburg um, geläufig wurde jedoch der Name Fürstenbau, der bis heute besteht. In der Nachfolge wurden im Fürstenbau Wohnungen für die Kameral-Beamten und ein Quartier für den König von Württemberg eingerichtet. Als Metternich das Gebäude an das Königreich Württemberg verkaufte wurde im Kanzleigebäude das Forstamt untergebracht. Weitere Nutzungen als Lehrerwohnung, Notariat, Wohnung für den evangelischen Pfarrer folgten. Von 1943 – 46 war das Gebäude als stark frequentiertes Wehrmachtslazarett verwendet worden. Danach befanden sich bis zu 11 Wohnungen in dem Gebäude, bis es ab 1956 sukzessive als Staatl. Aufbaugymnasium verwendet wurde. Im Zuge der großen Sanierungsarbeiten des ehemaligen Klosterbezirks in den späten 1960er Jahren wurde das Gebäude gänzlich für schulische Zwecke umgebaut, zunächst für die Joseph-Gabler -Hauptschule, später für das Gymnasium Ochsenhausen. Mit der Kündigung des Mietvertrages durch die Stadt Ochsenhausen wurde das Gebäude mit Ende des Schuljahres 2022/2023 frei.
Durch den Ausbau der Lehrkräftefortbildungen ist der Bedarf an qualitativ hochwertigen Einzelzimmern Jahr für Jahr in der Akademie Ochsenhausen gestiegen. Jedoch sind die Übernachtungszimmer im Konvent durch ihre Struktur nur wenig geeignet, diesem wachsenden Bedarf nachzukommen, sodass sich der Akademieleitung die Chance bot, den frei werdenden Fürstenbau, der sich im Landesbesitz befindet, wieder in seine ursprüngliche Struktur als Gästehaus des Klosters zurück zu versetzen und damit zugleich den Bedarf an hochwertigen Einzelzimmern nachzukommen. So ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Amts für Vermögen und Bau in Ulm sowie dem beteiligten Architekturbüro im Fürstenbau 28 Einzelzimmer mit eigener Nasszelle, 6 weitere Seminar- und Übungsräume, einen großen Sozialraum sowie 3 Büro- bzw. Lagerräume und zusätzliche Räume für Haustechnik unterzubringen. Durch die weitere Nutzung des Gebäudes durch die Staatlichen Schlösser und Gärten, welche einen Umbau und behindertengerechten Umbau des Klostermuseums anstreben, gelingen Synergieeffekte für eine Landeseinrichtung, die zum einen den denkmalschutzrechtlichen Notwendigkeiten der heutigen Zeit gerecht werden, das in die Jahre gekommene Gebäude in eine Generalsanierung zu überführen und damit die historische Substanz für die künftige Generation erhalten. Zum anderen hat die Landesakademie die Möglichkeit, die dringend notwendige Erweiterung und Steigerung des Qualitätsstandards durch diesen Umbau zu realisieren.
Bereits am 12.10.2020 beauftragte das Finanzministerium das Amt für Vermögen und Bau Ulm mit einem Planungsauftrag, am 17. August 2022 wurde das Amt mit der Weiterplanung des Fürstenbaus beauftragt und mit Beginn Dezember 2022 beschloss der Landtag von Baden-Württemberg die Etatisierung des Bauprojektes im Doppelhaushalt 2023 / 2024. Damit war der Weg für den Umbau frei, welcher mit der Erteilung der Baugenehmigung vom 13.03.2023 durch das Landratsamt Biberach eine weitere Hürde genommen hat. Somit konnten bereits verschiedene Vergabepakete und Leistungsverzeichnisse, die Ausführungsplanung ausgeschrieben und erstellt werden und zugleich wurde der offizielle Beginn der Baumaßnahmen auf den 16.10.2023 mit Einrichtung der Baustelle terminiert werden. Von nun an laufen die Baumaßnahmen nach einem detailliert ausgearbeiteten Plan, der durch das Architektenbüro Beer / Bembé / Dellinger erstellt wurde, welches auch zugleich die Bauleitung übernommen hat. Die Inbetriebnahme des Gebäudes ist für den 07.05.2026 geplant.