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Konzert mit jungen Streichern

Weikersheim

Magic place for music

Die Musikakademie der Jeunesses Musicales Deutschland – Ort für internationale Begegnung

Venezuela, Niederlande, Japan, Ghana, Südkorea, Kanada oder Schweiz – in der Musikakademie Schloss Weikersheim sind 2024 erneut das ganze Jahr über junge Musikerinnen und Musiker aus aller Welt zu Gast. Das Ideal der internationalen Verständigung durch die Musik ist hier alltägliche, lebendige Wirklichkeit. Weikersheim ist – neben dem kroatischen Groznjan – eines von weltweit zwei „World Meeting Center“ der Jeunesses Musicales International. Während des Zweiten Weltkriegs gegründet, ist diese Bewegung heute in über 50 Ländern aktiv. Die Jeunesses Musicales Deutschland vermittelt in der Musikakademie Schloss Weikersheim als ihrem Wirkungszentrum, in eigenen internationalen Projekten eine Qualität, die Jugendliche in ihrem Musizieren und ihrer persönlichen Entwicklung bereichert und das Ideal friedlicher Völkerverständigung verwirklicht. Außerdem ist sie Gastgeber zahlreicher Ensembles aus Europa und Übersee, die sich vom „magic place for music“ inspirieren lassen.

Im März war das Quartetto Goldberg aus Italien zu einer Probenphase zu Gast und rückte in seinem Konzertprogramm „Made in Italy“ mit Kammermusik-Werken italienischer Opernkomponisten eine begeisternde unbekanntere Facette des Europäischen Kulturerbes in den Mittelpunkt.  Der fünftägige Aufenthalt des Quartetts wurde realisiert im Rahmen der JMD-Kooperation mit der italienischen Organisation „Le Dimore del Quartetto“, das aufstrebenden Streichquartetten Probenmöglichkeiten und europaweit Auftritte an inspirierenden, historischen Orten vermittelt.

Eine gewinnbringende Begegnung fand im April zwischen dem Juniorenorchester des Hofstads Jeugd Orkest Den Haag und dem Jugendsinfonieorchester Bad Mergentheim statt. Auf Initiative und Vermittlung von Akademie-Referentin Alisia Maier ließen sich beide Ensembles spontan für die Idee eines gemeinsamen Auftritts begeistern. In dessen Vorbereitung knüpften die Jugendlichen eifrig Kontakte, und die Leiter*innen sprachen – inspiriert von einer unkomplizierten Durchführung der Begegnung in der Akademie – über eine Verstetigung des Austauschs ihrer beiden Ensembles.

Im August verlieh ein langer Probenaufenthalt des Bundesjugendorchesters und des World Youth Choir (ein Projekt der Jeunesses Musicales International) mit insgesamt rund 200 Teilnehmer*innen aus über 40 Ländern den Idealen von interkultureller Verständigung und Freundschaft eine beeindruckende Dimension. Nach einem a cappella-Konzert des World Youth Choir war das gemeinsame Konzert in der TauberPhilharmonie mit Beethovens 9. Sinfonie und einem davon inspirierten Werk des chinesischen Komponisten und Oscarpreisträgers Tan Dun der Höhepunkt des Aufenthalts und die erste Station einer gemeinsamen Europatournee mit weiteren Auftritten u.a. in der Elbphilharmonie Hamburg, dem Konzertgebouw Amsterdam oder beim Beethovenfest in Bonn.

Die Zukunft bunt und friedvoll gestalten. Mit diesem Ziel sollte die Begegnungswoche „SCORA meet“ (Schools opposing racism and antisemitism) im September Jugendliche aus Israel, Indien, den Vereinigten Staaten und Baden-Württemberg zusammenzubringen. Das Projekt wurde von israelischer Seite jedoch kurzfristig abgesagt, aus „Sicherheitsgründen“ erhielten die Jugendliche keine Ausreisegenehmigung nach Deutschland: Eine schmerzliche Stornierung – zeigt sie doch auf bedrückende Weise, wie unerlässlich der internationale musikalische Jugendaustausch generell für die friedliche Begegnung gewesen wäre.

Längst eine Selbstverständlichkeit ist Internationalität auf dem Qualitätsniveau der musikalischen Spitzen-Nachwuchsförderung. Dies gilt für den Jeunesses Musicales International Chamber Music Campus, der vom 4. bis 15. September mit 20 teilnehmenden Ensembles aus aller Welt stattfand, ebenso wie für die Internationale Opernakademie der JMD, zu deren Auswahlvorsingen im Herbst erneut mehr als 120 junge Opernsänger*innen aus ganz Europa anreisen. Einen Unterschied aber macht, in welchem Geist in Weikersheim musiziert und unterrichtet wird: Mit dem Willen, Kollegen*innen offen und auf Augenhöhe zu begegnen, sich über musikalische Ideen auszutauschen und Werke mit aufrichtiger Empfindung zu interpretieren, frei von jeglicher Attitüde.

Den Abschluss des internationalen Jahres an der Musikakademie bildet sinnbildlich ein Probenaufenthalt des Deutsch-Koreanischen Jugendsinfonieorchesters Yeosu-Berlin im Oktober. Das gemeinsame Ensemble ist das Ergebnis eines vom Jeunesses Musicales Landesverbands Berlin über mehrere Jahre gepflegten Jugendorchesteraustauschs, der mittlerweile noch weitere Früchte trägt. So fand im Februar bereits ein Meeting mit Eun Joo Lee statt, der Direktorin eines regionalen Jugendorchester-Netzwerks, das sie von Yeosu aus aufbaut – mit Lehrkräften, die sie in Deutschland studieren lässt. Bei dem Treffen wurde mit JMD Generalsekretär Ulrich Wüster eine Beitrittsantrag zur JM International ausgearbeitet. Nach der Aufnahmen in den JM Weltverband folgte im August ein Besuch von 20 Lehrkräften aus Südkorea, um die fachliche Arbeit der JMD und ihrer Musikakademie kennenzulernen. Zum Abschluss der Orchester-Arbeitsphase präsentiert die Musikakademie Schloss Weikersheim das Partnerschaftskonzert der deutschen und koreanischen Instrumentalisten*innen und lenkt dabei auch die Aufmerksamkeit in der Region einmal mehr auf die internationalen Gäste am World Meeting Center des Jeunesses Musicales Weltverbands.

Der kursorische Blick in den Kalender der Musikakademie für 2024 zeigt: Weikersheim ist für jugendliche Musikerinnen und Musiker weltweit Sehnsuchtsort und Synonym für einen idealen Ort, an dem eine Utopie für sie Wirklichkeit wird – Menschen, die einander im Zeichen der Musik friedlich und respektvoll begegnen, neugierig auf Unterschiedlichkeit, international. Der hier lebendige Jeunesses-Geist und die durch die Musik verbindende Kraft verleihen dem Ort eine besondere Aura, die für die jungen Musikerinnen und Musiker spürbar ist. Erfüllt mit der hier gewonnenen Zuversicht, dass Verständigung und Frieden möglich sind, tragen von hier aus jährlich rund 11.000 überwiegend junge Menschen diese Inspiration in ihre Welt.